Arbeits - und Forschungsthemen : Überlegungen zur Kognition durch Visualisierung

Am Anfang war mir nicht klar, was ich mache. Ich liebe Gemälde und das Malen, habe aber nie nach dem Grund dafür gefragt. Durch mein Studium und durch Erfahrungen habe ich angefangen zu überlegen, warum ich male. Malen ist sehr wahrscheinlich eine der Antworten auf die Frage, was und wie ich Phänomene beobachte. Aber woher kommt dieser Standpunkt der Beobachtung? Wer definiert diesen Standpunkt? Ich? Wenn ja, wer bin ich eigentlich? Wo lebe ich und warum lebe ich, wenn ich sagen kann, dass ich jetzt lebe? Mit diesen Fragen sind ein Wort und eine neue Frage zu mir gekommen. Das Wort und die neue Frage sind "Kognition" und "Was ist Kognition?".

 

   
   
   
   
   
   
   

1985         avant1986

Thema ist Beobachtung und Analyse mit Hilfe der klassischen Methoden der bildenden Kunst (optische Wahrnehmung). Das Medium soll dabei selbstredend sein, selbst wenn die Sprache und die übrigen Sinne einen tiefen Stellenwert haben. Wir stellen uns in diesem Kontext die Frage, ob Scheisse wirklich stinkt oder nicht. Stinkt sie, weil wir dies durch die Gesellschaft so gelernt haben? Stinkt sie tatsächlich? Wie lassen sich der Geruch, der Geschmack das Geräusch oder die fühlbare Erfahrung in künstlerischer Form darstellen?

     
     
     
     
1986 - 1989    
     

1986 - 1989         1986 - 1989         1986 - 1989

 

Am Anfang meines Studiums interessierte ich mich für Raum im Bild und für die Dreidimensionalität der Fläche.

     
     
     
     
1989 - 1991  

 

     

1989 - 1991         1989 - 1991

   
     
     
     
     
1991    
     

1991         

 

Die folgenden Arbeiten befassten sich mit dem Thema des realen Bildvolumens im Verhältnis zum angestrebten Volumen. Ich beschäftigte mich mit dem Problem oder mit der Tatsache, dass es keine echte Zweidimensionalität im Bild gibt. Die Zweidimensionalität existiert nur in der Vorstellung. Das Bild mit seinem Raum, Volumen, Rahmen und seiner Begrenzung war das Hauptthema meiner Arbeiten der letzten Jahre meines Studiums und ist sehr lange ein wichtiges Thema geblieben. Es entstanden Objekte, welche die Wand gleichzeitig als Hinter- und Untergrund benutzten. Im Unterschied zum Malen und Zeichnen auf Papier, lösten sich hier die Grenzen und Restriktionen auf. Es wurde mir jedoch bewusst, dass die Form der Wand und der Ausstellungsraum eben eine solche Begrenzung darstellen.

     
     
     
     
1993 - 1994    
     

1993 - 1994         1993 - 1994         


 

Genauso wie der Raum mit den Objekten in einer Beziehung steht, steht der Betrachter mit den Objekten in einer Beziehung. Jedes Objekt hat seine Farbe und eine dreidimensionale Form. Thema der Arbeiten war die Wahrnehmung des Objekts und seiner Form, sowie der Standpunkt des Betrachters in Bezug auf das Objekt und die Bewegung des Betrachters im Raum. Der Raum selbst, der beide umgibt, war jedoch nicht Teil der Arbeiten.

     
     
     
     
1993 - 1994  

Diese Arbeiten behandeln dasselbe Thema wie die vorherige Arbeit. Dazu kommt eine andere Überlegung. Die Leinwand besteht aus gewebten Fäden. Das bedeutet, dass man beim Malen Fäden färbt. Danach nimmt man die Farbfläche wahr. Aber hier habe ich einen unbekehrten Prozess benutzt. Fertig gefärbte Fäden wurden mit 1 mm Abstand zwischen den Fäden auf eine weisse Leinwand geklebt. Ist das also Malerei?
1)Hintergrund (weisse Leinwand) und Vordergrund (schwarze Fäden) verlieren ihr klassisches Verhältnis zueinander. Der Hintergrund wird bei dieser Arbeit Vordergrund und der Vordergrund wird Hintergrund.
2) Man sieht von jeder Standposition andere Grautöne bis Schwarztöne. Deshalb bin ich zu der Frage gekommen "Wieso muss man die Bilder von Vorne anschauen?"

     
     
     
     
1995    

1995         1995
jurierte Ausstellung / Arbeiten von Studierenden

 

Die Untersuchung des Verhältnisses zwischen Farbe, Oberfläche, Raum und Wahrnehmung war Thema meines Aufbaustudiums. Die Arbeiten waren gemalte Farbflächen un gleicher Farbe und Grösse, aber mit unterschiedlicher Oberflächenqualität (matt oder glänzend) und unterschiedlichem Abstand zur wand. Diese Arbeit war ein versuch die Wharnehmung der Tiefe einer Fläche zu untersuchen. Wie nimmt der Betrachter die Farbflächen auf gleicher Ebene aber bei unterschiedlicher Oberflächenqualität?

     
     
     
     
1996 - 1997    
     

1996 - 1997         1996 - 1997

 

Die Malerei ist nicht unbedingt zweidimensional, selbst wenn es in meinem Kopf so ist. Ich stelle mir vor wie ich male mit allen Kompositionsmöglichkeiten. Ich sehe meine Bilder in meinem Kopf, die Dicke der Farben, wie und warum ich welche Technik einsetze, wie ich die Farbe auftrage, welche Träger ich benutze etc. Das bedeutet, dass ich den Tastsinn sowohl im normalen Sinn als auch den Tastsinn der Augen benutze und nicht nur in Farben denke, sondern auch Gewicht, Temperatur etc.

Die Farbe in der Malerei wird doch sehr stark vom Hintergrund (z.B. Farbe der Wand, Rahmen) und vom Licht (z.B. Dunkelheit, Helligkeit) geprägt. Meine Überlegung zur Farbe bezieht sich nicht nur auf die Oberfläche der Leinwand.

Bevor ich mir zur Malerei (was auf der Leinwand ist) Gedanken gemacht habe, wollte ich herausfinden, ob wir Farbe brauchen und/oder wenn ja, warum wir Farbe brauchen. Licht enthält unzählige Farbnuancen. Reicht dies nicht aus für die Malerei? Wie Frank Stella gesagt hat, "What you see is what you see". Es gibt Portraits, Stillleben, Abstraktes, Landschaften etc., also unterschiedliche Kategorien. Aber eigentlich betrachten wir nur die Farbe, ihre Komposition und ihre Materialist. Diese Kategorisierung ist also lediglich imaginär.

 
 
 
 
1997
1997         1997

 

   
   

 

     
     

Was ist ein Bild? Es ist einer von vielen Spiegeln die wir wahrnehmen. Aber wofür braucht man und was bedeutet Farbe? Die Beziehung zwischen Farbe und Form bedeutet auch gleichzeitig die Beziehung zwischen Form und Licht. Farbe, Form und Licht sind untrennbar. Wie nehme ich wahr? Und wie nehmen andere Personen wahr? Woher kommt der Unterschied zwischen meiner Wahrnehmung und der Wahrnehmung anderer Personen? Warum male ich? Was ist Malen? Bevor ich male, möchte ich wissen woher meine Lust am Malen kommt. Ich möchte meinen Standpunkt untersuchen. Entsteht diese Lust durch den Einfluss der Erinnerung? Durch den Einfluss des Alltags? Was ich sehe, höre...

 

 

     

Was ich male und wie ich male ist bereits eine der vielen Antworten auf die Frage was ich wahrnehme. Doch woher kommt diese Wahrnehmung? Wahrnehmung baut auf unseren Erinnerungen auf, die wiederum auf unserer Wahrnehmung aufbauen. Weder Wahrnehmung noch Erinnerung kann es ohne Erfahrung geben. Erfahrungen des Alltagslebens beeinflussen bewusst und/oder unbewusst unsere Wahrnehmung und Erinnerung, wobei visuelle Erfahrungen wahrscheinlich häufiger sind als Erfahrungen mit den übrigen Sinnen. Nach Europa bin ich als Tourist gekommen und fotografiere seitdem als Tourist, also als Ausländer. Doch der Japaner, der damals nach Europa kam, bin ich auch nicht mehr. Die hiesigen Erfahrungen haben mich (massgeblich) beeinflusst. Mit der Zeit habe ich angefangen mich zu fragen, wo ich eigentlich lebe und wer ich eigentlich bin.

Diese persönliche Frage nach der grundlegenden Bedeutung und dem Sinn des Seins hat mich und meine Arbeiten zum Thema "ZWISCHEN ERINNERN UND VERGESSEN" geführt.

 

 

     
     
     
Arbeiten zum Thema "ZWISCHEN ERINNERN UND VERGESSEN" (Seit 1999)    
     
     
"juste à côté de chez moi, Dortmund, hiver 1999"    
     

juste à côté de chez moi, Dortmund, hiver", 2001

 

"juste à côté de chez moi"

Die Arbeiten "juste à côté de chez moi" sind genauso wie der Titel vermuten lässt. Ich habe fast jeden Tag die Landschaft aus dem Fenster meiner Wohnung, oder nur wenige Schritte davon entfernt, gesehen und beim Umzug als Erinnerung photographiert.

     
     
"juste à côté de chez moi, Altweg, Zürich, 19e décembre 2001"    
     

"juste à côté de chez moi, Altweg, Zürich, 19e décembre 2001"

   
     
     
     
1999    
     

"Überlegungen zum Mechanismus der Erinnerung", 1999 - 20_ _BH0229 "Überlegungen zum Mechanismus der Erinnerung"
Ausstellungssituation, "Essig Salz und Käse", ArToll Labor e.V., Bedburg-Hau, 1999


2004
"Überlegungen zum Mechanismus der Erinnerung"
Präsentation, "Grünauring 35, Wohnung 3, 1.Stock links", im Rahmen von "FUGE"
www.fuge.ch, Zürich, Schweiz
2004

 

"Überlegungen zum Mechanismus der Erinnerung"

Eine Erinnerung setzt sich aus vielen unterschiedlichen Teilen zusammen. Sie kann bewusst und unbewusst sein und hat für jeden einzelnen Menschen stets verschiedene Bedeutungen, obwohl es gleiche Erfahrungen sein können. Das Gewicht der Erinnerung ist jedesmal anders, das hängt von der Person, der Zeit, der Situation etc. ab. In Bedburg-Hau auf dem Gelände der Rheinischen Landesklinik (Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie) wurden mit 8 Filmen Aufnahmen gemacht, mit zufälligem, aber auch geplantem Motiv. Alle insgesamt etwa 290 unterschiedlichen Aufnahmen wurden je 1 mal im Format 5 x 7 inch (ca. 13 x 18 cm) abgezogen.

Jeder Abzug hat die Nummer des jeweiligen Filmes bzw. Bildes. Die Abzüge werden/wurden in 1/3 x 1/3 inch große Stücke geschnitten, einige Abzüge jedoch bleiben ungeschnitten. Die Stücke jeweils eines Abzuges werden in jeweils einer Filmdose aufbewahrt (nummeriert entsprechend des Filmes/Bildes) um später aufklebt zu werden. Ein paar Fotos bleiben in den Fotodosen - geschnitten - sie werden nicht aufgeklebt werden. Jede Arbeit besteht aus den Stücken eines einzigen Fotoabzugs.

     
     
     
     
1999 - 20__    
     

picture cutting              "ZWISCHEN ERINNERN UND VERGESSEN" 19_ _ - 20_ _

"ZWISCHEN ERINNERN UND VERGESSEN" 19_ _ - 20_ _
"ZWISCHEN ERINNERN UND VERGESSEN"

 

"ZWISCHEN ERINNERN UND VERGESSEN"

Die Fotostücke sind von Abzügen meiner persönlichen Aufnahmen unterschiedlichster Situationen mit zufälligen, aber auch geplanten Motiven. Die Abzüge meiner Aufnahmen schneide ich in 1 x 1 cm grosse Stücke. Diese Aufnahmen sind über mehrere Jahre entstanden und es werden weitere hinzukommen.

     
     
     
     
     
2000 - 2005    
     
21.april.2008
"sur la structure de l'image / de la perception"
 

"sur la structure de l'image / de la perception"

Fotoabzüge meiner eigenen Fotos seit 1989 zerschneide ich von Hand in 1 x 1 cm grosse Stücke. Diese Aktion ist Teil der Arbeit "ZWISCHEN ERINNERN UND VERGESSEN" (siehe auch Performance). Für "sur la structure de l'image / de la perception" wird ein Teil dieser Fotostücke auf zwölf Multiplex-Tafeln in der Grösse 120 x 180 cm in zufälliger Reihenfolge aufgeklebt. Die zwölf Tafeln entsprechend einem Kleinbildfilm mit 12 Aufnahmen im Grössenverhältnis 50:1. Der Abstand zwischen den Tafeln ist in etwa dem Abstand der Aufnahmen auf einem Kleinbildfilm entsprechen (im Verhältnis 50:1). Die Präsentationsfläche (Wand) sollte demnach etwa 25 m lang sein. Auch eine Hängung in zwei Gruppen (je sechs Tafeln) oder in 3 Gruppen (je 4 Tafeln) ist denkbar. Dies entspräche den gängigen Negativabschnitten der Länder Schweiz, Deutschland, Frankreich und Japan, wo ich lebe bzw. gelebt habe. Alle 12 Tafeln sollten gleichzeitig gezeigt werden.

     
     
     
     
2002    
2002
Judy Dunaway Balloon Quartet, 09.07.2002, WIM, Zürich, Schweiz  
   
     
     
     
     
     
2002 / 2006 - 20__    
     
21.april.2008        21.april.2008
"Erinnerung erinnern"
 

"Erinnerung erinnern"

Erinnerung erinnern Besteht meine Erinnerung aus "meiner Erinnerung selbst" oder existiert sie "durch die Fotos und/oder durch die Erzählung"? Wie ist die Beziehung meiner Erinnerungen an bestimmte Situationen zu den Erinnerungen, die mit Erinnerungsfotos verbunden sind? Wie sieht das Wechselverhältnis zwischen meinen Erinnerungen und den Erinnerungsfotos aus?

Während meines letzten Japanbesuches schaute ich mir die Fotoalben meiner Mutter an. Dabei machte ich Fotos von denjenigen Bildern, welche bei mir Rungen an die abgebildete Situation auslösten. Die neuen Fotos sind unscharf, häufig sind die Motive schief oder angeschnitten und die Seiten des Albums sind sichtbar. Diese Fotos werden gescannt und, abhängig vom Raum, in einer Grösse präsentiert, welche es nicht mehr erlaubt das Bild sofort als Ganzes zu erkennen. Diese grossen Erinnerungsfotos werden aus A4 Ausdrucken zusammengesetzt sein, welche mit normalen Inkjet-Heimdruckern gedruckt werden. Da die Druckertinte nicht sehr lichtbeständig ist, werden diese Drucke mit der Zeit undeutlicher, und die Farben werden langsam verschwinden.

     
     
2003    
     
"Kult.our" 2003  
Performance mit Claudia Tolusso im Rahmen von "kult.our", vor dem Löwendenkmal in Luzern, Schweiz Luzern ist für japanische Touristen der Inbegriff, das Symbol einer schweizer Stadt und ein beliebtes Touristenziel. Das "Löwendenkmal" ist fester Bestandteil einer Luzerner Stadttour genauso wie das Gruppenfoto mit dem Löwen im Hintergrund. "kult.our" war eine Stadttour der freien Theaterszene Luzerns für die Luzerner Bevölkerung, mit Stationen im öffentlichen Raum und in den freien Theatern der Stadt. Vor dem Löwendenkmal erzählte ich der "kult.our "-Gruppe auf Japanisch die Geschichte des "Löwen von Luzerns", welcher zur Erinnerung an die Tapferkeit und Treue der Schweizegarde gebaut wurde als sie bei der Verteidigung König Ludwig des 16. von Frankreich vernichtend geschlagen wurde. Die meisten "kult.our" Teilnehmer waren aus Luzern und hörten meine Führung über "ihr" Löwendenkmal auf japanisch... Am Ende gab es das obligatorische Gruppenfoto. Touristen werden als Touristen beobachtet und Einheimische werden durch die Touristen zu touristischen Objekten. Genauso wurden Theatergruppe und Zuschauer zu beobachteten Objekten.
     
     
     
     
2005.10.03 - 20_ _    
     
"collection - categorization - cognition" 2005.10.03 - 20_ _   "collection - categorization - cognition" 2005.10.03 - 20_ _
"collection - categorization - cognition"

 

 

"collection - categorisation - cognition"

Viele Erinnerungen und Erfahrungen haben doch nicht die grosse Bedeutung erster Eindrücke. Durch das Sammeln von Erinnerungen und Erfahrungen bildet sich mittels Kategorisierung die Kognition - wobei sich alle diese Aktionen wechselseitig beeinflussen und bedingen. Im Hintergrund dieser Prozesse steht die Lust an der Ordnung (Kollektion und Kategorisation), und durch diese Prozesse bildet sich das "Verstehen/Verstanden" heraus.

Die Kognition wird gebildet durch die Kollektion von Erinnerungen, Erfahrungen, Kenntnissen des Gelernten und deren Kategorisation, auch wenn die einzelne Aktion und ihre wirkliche Bedeutung quasi "vergessen" (unbedeutend) ist. Die Fliege wird in diesem Projekt zu einem Symbol der einzelnen Erinnerung.

Einzelne Fliege und einzelne Erinnerung haben eigentlich keine so grosse Bedeutung. Aber es baut sich etwas Unbeschreibbares auf.

 

     
     
     
     
     
     
     
deutsch      english      japanese      Curriculum Vitae      contact      links